Vom Spielzeugland in die ostdeutsche Wirklichkeit

Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR in Eisenhüttenstadt widmet am 22. März, um 18 Uhr der Kinderzeitschrift „BUMMI“ einen interessanten Film- & Vortagsabend mit  Kulturwissenschaftlerin Jeanette Toussaint und Filmhistoriker Dr. Ralf Forster. Der Eintritt beträgt 4 Euro und ist bis 18 Jahre frei.

Seit sechzig Jahren begeistert die Vorschulzeitschrift Bummi Kinder mit Angeboten zum Lesen, Basteln und Spielen. Titelheld ist ein gelber Bär, der 1957 aus dem Spielzeugland nach Berlin zog. In der DDR sollte er Drei- bis Sechsjährigen das Leben in einem sozialistischen Land erklären. Zugleich förderten Bildergeschichten, Mitmachaktionen, Rätsel, Lieder, Gedichte und Bastelbögen die Kreativität. Das Vorschulmagazin erreichte bis 1989 eine Auflage von einer Dreiviertelmillion und war im Abonnement sowie im freien Verkauf erhältlich.

Eltern und Kindergärtnerinnen nutzten das Magazin, um praktische Fähigkeiten zu vermitteln und Kinder politisch zu erziehen. Doch die ideologischen Botschaften in Bummi stießen auch auf Kritik, unter anderem von kirchlichen Kreisen. Die Zeitschrift war das Lebenswerk der Chefredakteurin und Erfinderin der Bummi Figur Ursula Böhnke-Kuckhoff. Sie verfasste viele Geschichten und legte Wert auf eine ansprechende Illustration. So prägten 143 Grafikerinnen und Grafiker wie Richard Hambach, Manfred Bofinger und vor allem Inge Meyer-Rey als zeichnerische Erfinderin des Bummi das visuelle Erscheinungsbild.

Anzeige
Anzeige

In den 1960er Jahren erfuhr Bummi – verbunden mit einem kurzzeitig reformierten DDR-Wirtschaftskonzept – eine umfangreiche multimediale Verbreitung im DDR Alltag: Es entstanden vier aufwändig gestaltete Kurzfilme über die Abenteuer von Bummi und seinem Bärenfreund Maxl für das Kino. Ausgekoppelte Geschichten der Zeitschrift wurden als Bücher herausgegeben. Über viele Jahre gehörte Bummi auch

zum Figurenensemble von „Meister Nadelöhr“ im Fernsehen. Der Name verband sich mit der Welt der Vorschulkinder und stand häufig synonym dafür. Bummi fungierte als Namenspate für Produkte, Kaufhäuser, Kindergärten und Kampagnen. In ihrem Vortrag gehen Jeanette Toussaint und Ralf Forster der Entwicklung der Zeitschrift und ihrem multimedialen Konzept nach. Sie erzählen von den Highlights ihrer Forschungen und zeigen anhand von Illustrationen die künstlerische Vielfalt der Zeitung. Außerdem präsentieren sie den Katalog zur Ausstellung, die 2017 im Rochow-Museum Reckahn zu sehen war und der die Ergebnisse dieser ersten kulturwissenschaftlichen Untersuchung von Bummi zusammenfasst. Begleitet wird der Abend von Filmen, in denen Bummi und Maxl die Hauptrolle spielen.

error: Der Inhalt ist geschützt!
X