Bildungslandschaft präsentiert sich mit kleiner Messe

Der diesjährige Neujahrsempfang der Stadt Fürstenwalde hat an Klasse gewonnen und unterschied sich qualitativ zu dem letzten, doch eher fragwürdigen, umso mehr. Zusammengekommen ist man in der Erich-Kästner-Schule mit sonderpädagogischen Förderschwerpunkt „Lernen“. Das passte natürlich gut zum Motto des Neujahrsempfangs, das da hieß „Bildung“. Dieses Thema ist ohnehin schon in aller Munde. Jede Kommune ist damit beschäftigt – so auch Fürstenwalde – in die Infrastruktur, in Sanierung und Neubau von Kitas und Schulen für die zukünftige Generation zu investieren. Dazu hatte man gut mitgedacht und allen Bildungseinrichtungen der Stadt hier die Möglichkeit gegeben, sich der breiten Öffentlichkeit zu präsentieren.

Für die jungen Schüler der Erich-Kästner-Schule, in Verbindung mit den Organisatoren, war das fast schon Normalität. Denn das Lehrerkollegium der Schule ist bestrebt, mit ihren Bildungs-Lösungen den Kids das Lernen und den Umgang mit Verantwortung beizubringen. Man denke da nur an die Schnupper-, Projekt- und Vorlesetage oder die kleinen Pressekonferenzen, wo die Schüler Themen-bedingt dabei sind und voller Stolz über ihre Projekte reden. Vor so viel Engagement kann man nur den Hut ziehen. Die Schüler empfingen auch beim Neujahrsempfang der Stadt die Gäste, gaben jedem sein Namensschild, damit diese dann durch den Bürgermeister der Domstadt Fürstenwalde, Matthias Rudolph, und den Vorsitzenden der Stadtverordneten, Uwe Koch, herzlich begrüßt werden konnten.

Das gesamte Foyer war gefüllt mit interessierten Gästen, die in der Präsentation der Schulen eine Chance sahen, miteinander ins Gespräch zu kommen. Die Schülerfirma der Erich-Kästner-Schule „Magic Hands“ hat ein Buffet gezaubert, wie es eine Catering Firma nicht hätte besser machen können. Alles, was man sich nur denken kann, war filigran und optisch super aufgebaut – zur Freude der Gäste. Für einen Neujahrsempfang untypisch war allerdings, da man sich ja in einer Schule befand, dass es keine alkoholischen Getränke gab. Das hatte es so auch noch nicht gegeben. Besonders die Wirtschaftslobby war wie erstarrt wegen der Fun-Getränke und der – alkoholfreien – Cocktails.

Gäste aus Politik, Wirtschaft und gesellschaftlichem Leben der Stadt Fürstenwalde waren geladen – rund 250 dürften dagewesen sein. In seinen Ausführungen ging der Bürgermeister auf das Thema Bildung mit all seinen Facetten ein. Beispielsweise gibt es derzeit 26 Kitas, davon befinden sich 17 in privater Trägerschaft. Auf dem Gebiet wird es in diesem Jahr zwei neue Baumaßnahmen geben: Zum einen wird die Wohnungswirtschaft Fürstenwalde eine neue Kita mit 120 Plätzen bauen und der Rahn Education Campus am Spreebogen baut eine weitere Kita mit 110 Plätzen. Darüber hinaus stehen 709.000 Euro für den bevorstehenden Digitalpakt im Haushalt zur Verfügung. Etwas Kopfschmerzen mache dabei die Bauverzögerung an der Theodor-Fontane-Grundschule. Es ist bis jetzt von 6 Monaten Verzug die Rede, die Fertigstellung soll 2021/22 sein, bei einem Gesamt-Investitionsvolumen von 5,7 Mio. Euro. Bereits jetzt gibt es Probleme, für die man dank des Landkreises eine Lösung gefunden hat: Die 6. Klassen werden im Scholl-Gymnasium untergebracht. Zu den bereits bestehenden möchte man gern ein Hortgebäude errichten, weil die Horte zu weit entfernt sind. Die Bauvoranfrage läuft schon. Man hoffe, so Rudolph, dass das Schulzentrum Fürstenwalde seiner planmäßigen Eröffnung entgegensehe, so dass die weniger schönen Container an der Gerhardt-Goßmann-Grundschule wieder abgebaut werden können. Dies und viele weitere Themen waren der Inhalt der Neujahrsansprache.

Musikalisch unterstützt wurde der Empfang mit der Schulband „Wir sind wir“ aus der Regine-Hildebrand-Schule in Erkner. Bei der Vielzahl an Investitionen, die nun auch getätigt werden müssen, kommen den rund 20 Mio. Euro an Gewerbesteuer besondere Bedeutung zu. Er sei sich bewusst, so Rudolph, was es bedeutet, dieses Geld verantwortungsvoll auszugeben und arbeite jeden Tag daran, „dass dies auch allen anderen immer bewusster wird“, denn schließlich ist  es „Verpflichtung für uns die Stadt, das Geld so einzusetzen, dass das Ergebnis den wirtschaftlichen Erfolg für uns alle sichert und das Geld für die Bildung weiterhin erwirtschaftet werden kann.“ Übrigens wurde die Rededauer in diesem Jahr auf 15 Minuten begrenzt, das brachte zusätzlich mehr Zeit für konstruktive Gespräche. Und der Erlös des Getränkeverkaufs kommt der Schülerfirma zugute. Darüber hinaus wurde in diesem Jahr mit dem „Golden Raben“ der Stadt Fürstenwalde Hans Joachim Scheitzbach gehrt für sein Kulturelles Engagement über Jahrzehnte hin weg. Die Laudatio sprach der Stadtverordneten Vorsitzende der Dom Stadt Fürstenwalde, Uwe Koch.

Auszüge aus der Laudatio

Anzeige
Anzeige

Es ist mir eine große Ehre, heute stellvertretend für die Stadtverordneten einen Menschen, der außerordentlich Wertvolles für diese unsere Stadt geleistet hat, mit dem Goldenen Raben auszuzeichnen. Ich spreche von einem Mann, der einen eigenen Wikipedia-Eintrag besitzt. Doch dafür ehren wir ihn heute nicht, auch nicht für die dort aufgeführten Verdienste und Fertigkeiten.

Sehr geehrter Herr Scheitzbach,
Wir bedanken uns bei Ihnen für Ihr Engagement in Fürstenwalde.
51 Jahre machte Scheitzbach, sehr zur Freude seiner Stammbesucher, 9 Konzerte im Jahr in Fürstenwalde. Immer mit hochkarätiger Besetzung, immer mit neuem Programm, immer gut drauf.
Nicht immer hatte er es leicht dabei.

Es gab Zeiten, da er sich den Festsaal-Schlüssel abholen musste, seine Frau machte die Kasse, am Ende des Konzerts musste er abschließen und den Schlüssel beim „Hausmeister“, wie er sagt, abliefern. Wobei an anderen Spielorten die Bedingungen geradezu unwürdig waren: Da konnte es durchaus sein, dass er den zum Konzertsaal erkorenen Essensraum ausräumen, bestuhlen und am Ende wieder zurückräumen musste. Seiner Spielfreude tat das jedoch keinen Abbruch.

Fürstenwalde war nur eine seiner vielen Spielstätten in Brandenburg. Allerdings die, an der er die meisten Konzerte gab. Mit viel Engagement und für ziemlich wenig Geld. Aber er machte nie den Eindruck, als ginge es ihm darum. So trug er über viele Jahre dazu bei, in Fürstenwalde ein Stück Hochkultur samt Hochgenuss zu etablieren. Stets professionell und stets perfekt. Mit Fliege und schwarzen Lackschuhen. Letzteres fand nur einmal Unterbrechung, da hatte ihn eines seiner Pferde getreten, sodass er mit einem Filzpantoffel auftreten musste. Pferde und Kutschen sind neben der Musik Scheitzbachs große Leidenschaft.

Egal, wo er auftrat, sein Publikum liebte ihn und es war für viele Fürstenwalder ein sehr trauriger Anlass, von seinem Musikzyklus Abschied zu nehmen. Entsprechend bewegend fiel das Ende des letzten Konzerts im Festsaal des Alten Rathauses aus. Das drang auch bis zu mir vor.

error: Der Inhalt ist geschützt!
X