Von der Wiederentdeckung vergessener Gemüsesorten

In der Landwirtschaft gibt es einen besorgniserregenden Rückgang der biologischen Vielfalt. Die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde untersucht daher alte Sorten, die in Vergessenheit geraten sind, um Betrieben und Verbraucher/innen künftig (kulinarische) Alternativen anzubieten.

Rundes Gelbes, Zarter Gelber Butter oder Riesen Säbel – hinter den kuriosen Namen verbergen sich womöglich die neuen Trends im künftigen Gemüsesortiment des deutschen Handels. „Das sind Radieschen, Sommerwirsing und Erbsen, die 2020 testweise in Berliner Bio-Supermärkten angeboten werden sollen“, erklärt Josephine Lauterbach, wissenschaftliche Mitarbeiterin.

In Kooperation mit der Humboldt-Universität zu Berlin und dem Verein zur Erhaltung und Rekultivierung von Nutzpflanzen (VERN e.V.) widmet sie sich der Frage, wie man mit alten Sorten die Vielfalt auf dem Acker, im Garten und in der Küche erhöhen kann. „Wichtig ist hierbei, auch die Erwartungen von Verbraucher zu berücksichtigen. Ich untersuche deshalb, wie sich Verbraucher/innen für die biologische Vielfalt und den Kauf alter Sorten begeistern lassen. Erste Projektergebnisse zeigen, dass es ein großes Interesse an alten Sorten gibt, und vor allem die Aspekte Geschmack und Gesundheit relevant sind.

Anzeige
Anzeige

Übergeordnetes Ziel des Projektes ist es, alte, nicht mehr auf dem europäischen Saatgutmarkt verfügbare Gemüsesorten wieder zurück in den Produktionsprozess zu holen und für züchterische Zwecke nutzbar zu machen. „Die Sortenauswahl beruht auf dem züchterischen Potenzial, dem Gefährdungsstatus sowie dem Anbau- und Vermarktungspotential einer Sorte“, so Annika Grabau, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Das Forschungsteam konzentriert sich auf pflanzengenetische Ressourcen (PGR), die nach dem Saatgutverkehrsgesetz aktuell nicht zugelassen, aber in historischen Quellen dokumentiert sind. „Insgesamt 15 Sorten kamen in die engere Auswahl und werden aktuell auf Gemüsebaubetrieben des SaatGut-Erhalter-Netzwerk-Ost angebaut und weiterführend geprüft. Die Ergebnisse geben Aufschluss darüber wie sich die Sorten im Anbau auf verschiedenen Standorten und in der Direktvermarktung bewähren und spielen eine wichtige Rolle in der Vorbereitung für die Markteinführung im Bio-Supermarkt“, sagt Alexandra Becker, Koordinatorin des Netzwerks beim VERN e.V.

error: Der Inhalt ist geschützt!
X