Diese Ausstellung sollte man gesehen haben!

Man ist es heute gar nicht mehr so richtig gewohnt – eine Ausstellung von Werken der bildenden Kunst mit gesellschaftskritischen und / oder politischen Inhalten. Derzeit und nicht mehr allzu lange kann man Werke der Künstlerin Annemirl Bauer in der Kunstgalerie Altes Rathaus Fürstenwalde betrachten, die sich mit eben solchen Inhalten befassen. Sehr zu Unrecht zählt Annemirl Bauer zu den am wenigsten bekannten und beachteten systemkritischen Künstlerinnen der DDR. Früh setzte sie sich mit den Lebensverhältnissen in ihrem Heimatland kritisch auseinander, eines ihrer Hauptthemen war die Rolle der Frau in der sozialistischen Gesellschaft. Als motivierte, leistungsfähige und zuverlässige Arbeitskraft geschätzt auf der einen Seite, konnte man andererseits Frauen in Führungspositionen mit der sprichwörtlichen Lupe suchen. Das war im Verband Bildender Künstler nicht anders als in den Betrieben und Kombinaten oder der Partei- und Staatsführung.
Annemirl Bauer reflektiert in ihrem Werk immer wieder die Tatsache, dass der Mann schlechthin die Menschheit verkörpert. Dass Bauers Bildsprache bisweilen recht radikale Züge trägt, mag man zum einen einem gewissen Maß an Machtlosigkeit und einer daraus resultierenden Hilflosigkeit zuschreiben. Auch wenn der Mann ziemlich undifferenziert in vielen Bildern nicht gut wegkommt, so muss man doch anerkennen, dass sie damit eine Entwicklung vorwegnahm, die erst viel später richtig in Fahrt kam und im Gender-Sternchen (*) gegenwärtig einen Höhepunkt erreicht hat, der möglicherweise etwas übers Ziel hinausschießt.
Wer sich also das Vergnügen des Wissens gönnen möchte, mehr darüber zu erfahren, wer die Künstlerin ist, nach der eine Straße in Fürstenwalde benannt wurde, mag sich einen ersten Eindruck vom Schaffen der Künstlerin, die nur fünfzig Jahre alt wurde, holen. Die Auswahl der Werke beschränkt sich in dieser Ausstellung auf Pinselzeichnungen. Allerdings darf erwartet werden, dass künftig in angemessenem Abstand auch weitere Werke in anderen Techniken präsentiert werden. Diese Ausstellung sollte man sich nicht entgehen lassen. Es sei denn, es macht einem nichts aus, als Kunst-Banause dazustehen. Die Ausstellung ist noch bis zum 4. Oktober zu sehen.

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