Begeben Sie sich möglichst wenig in den belebten öffentlichen Raum

Rolf Lindemann, Landrat des Landkreises Oder-Spree: „Ich als Ihr Landrat möchte mich auf diesem Wege nochmals besonders an Sie, die Älteren unter uns wenden – quasi von Senior zu den Senioren. Ich beobachte hier immer noch ein recht sorgloses Verhalten, was das Bewegen im öffentlichen Raum, das Aufsuchen von Arztpraxen bzw. die Erledigung des täglichen Einkaufs anbelangt.

Der Landkreis Oder-Spree liegt gegenwärtig mit vorn bei der Zahl der Infizierten im Land Brandenburg. Das ist eine bedrohliche Situation, wenn man bedenkt, dass man diese Pandemie an der Wurzel bekämpfen muss. Die jetzt bekannten über 50 Fälle im Landkreis Oder-Spree werden sich exponentiell weiter ausbreiten.

Wir alle, insbesondere aber auch die Seniorinnen und Senioren sind in besonderer Weise aufgefordert, der Wissenschaft zu vertrauen. Ab 50 steigt das persönliche Gesundheitsrisiko, weil das Immunsystem nicht mehr so abwehrbereit ist, wie in jüngeren Jahren. Ab 70 Jahren haben die meisten von uns auch eine entsprechende gesundheitliche Vorgeschichte, die sich hier zu einem unübersehbaren Infektions- und Verlaufsrisiko auswachsen könnte.

Mir sind in den letzten Tagen einige unbeugsame Vertreter unserer Generation begegnet, die mir vorgetragen haben, sie hätten den letzten Krieg überlebt und seien deshalb immun gegen alles. Das ist eine tapfere Haltung, aber wir sollten die vom Coronavirus ausgehende Gefahr etwas ernster nehmen. In Italien, Frankreich und Spanien wird bei der Sterblichkeit eine Rate von fünf bis zehn Prozent erreicht. Dabei handelt es sich vorwiegend um ältere Menschen. Man überschätzt sich da manchmal. Ich selbst war auch bis zu meinem Herzinfarkt vor drei Monaten niemals ernsthaft erkrankt und konnte sprichwörtlich Bäume ausreißen. Das ist bezogen auf diese Bedrohung eine fatale Fehleinschätzung. Diesen Krieg werden wir nur über die drastische Reduzierung unserer sozialen Kontakte und letztlich einen Impfstoff überstehen.

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Deshalb meine dringliche Empfehlung an Sie alle. Begeben Sie sich möglichst wenig in den belebten öffentlichen Raum – sprich in die öffentlichen Verkehrsmittel, in die Einkaufsläden und Supermärkte. Verdeutlichen Sie sich die Übertragungswege. Die Gefahr kann schon am Eingang lauern, wo Sie eine Türklinke, einen Haltegriff oder den Einkaufswagen oder Einkaufskorb benutzen.

Nicht umsonst sollen hier regelmäßige Desinfektionen stattfinden – so die Theorie. Gegenwärtig haben aber alle Einrichtungen einen Beschaffungsengpass selbst beim Desinfektionsmittel. Auch mit einem Mangel müssen wir verständig umgehen und dem Virus auf andere Weise ausweichen. Das alles bedeutet nicht, dass wir zum Kaspar Hauser werden müssen. Es ist nichts einzuwenden gegen einen Spaziergang in freier Natur – und bekanntlich darf man sich ja auch durch gesunde Familienangehörige bzw. eine außerhalb des eigenen Haushalts stehende Begleitperson, begleiten lassen. Wir haben darüber hinaus alle denkbaren technischen Möglichkeiten, um in Verbindung zu bleiben – also niemand ist zur Einsamkeit verdammt.

Deshalb mein dringender Appell an Sie alle. Auch diesem Virus kann man intelligent begegnen. Sorgen Sie für ausreichend Schutz im Rahmen Ihrer Möglichkeiten! Achten Sie auf sich und Ihre Umgebung! – Und vor allem, bleiben Sie gesund!“

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