Impfung kann vor FSME schützen

Erstmals hat das Robert-Koch-Institut (RKI) im März auch drei Landkreise Brandenburgs als FSME-Risikogebiete eingestuft. FSME steht für Frühsommer-Meningoenzephalitis und ist eine von Zecken übertragene Virus-Erkrankung, bei der sich die Gehirnhäute, das Gehirn oder das Rückenmark entzünden können. Kathrin Chickowsky aus Steinhöfel war eine der ersten Betroffenen im Landkreis Oder-Spree. Starke Kopfschmerzen kennt Kathrin Chickowsky eigentlich nicht. Doch im Oktober 2021 leidet sie plötzlich unter phasenhaften, dumpfen Schmerzen in der linken Seite ihres Kopfes. So blitzartig wie die Schmerzen kamen, waren sie nach zwei Wochen wieder verschwunden. Kathrin Chickowsky atmet auf. Dann treten die Beschwerden 14 Tage später wieder auf. Diesmal sehr viel stärker und wandernd. Während der anfallsartigen Schmerzen fühlt sich die 55-Jährige elend. Als die Schmerzmittel nicht mehr helfen, sucht sie die Notaufnahme im Helios Klinikum Bad Saarow auf.

Zur Diagnostik wird Kathrin Chickowsky in der Klinik für Neurologie stationär aufgenommen. Hier soll geklärt werden, woher ihre starken Kopfschmerzen kommen. Bei der Blut- und Liquor(Gehirnwasser)-Diagnostik zeigt sich ein entzündliches Bild. Die Patientin wird behandelt, schon bald geht es ihr besser. Dann kommt der Befund: FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis).

„FSME ist eine durch Zecken übertragene Erkrankung mit einem zweiphasigen Krankheitsverlauf: Die ersten Anzeichen zeigen sich einige Tage nach der Infektion. Betroffene verspüren dabei grippeartige Beschwerden wie Fieber und allgemeine Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen und Muskelschmerzen, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Bauchschmerzen oder Durchfall“, erklärt Torsten Klein, Oberarzt der Klinik für Neurologie.

Nach einem kurzen, symptomfreien Zeitraum kommt es bei etwa zehn Prozent der infizierten Personen zu einer zweiten Krankheitsphase. Ein erneuter Fieberanstieg, heftige Kopf- und Gliederschmerzen mit starkem Krankheitsgefühl sind zu beobachten. „Die meisten FSME-Virus-Betroffenen bekommen eine Hirnhautentzündung (Meningitis) oder eine Infektion des Gehirns (Meningoenzephalitis). Selten erkranken sie, wie im Fall von Frau Chickowsky, an einer Entzündung des Hirn- und Rückenmarkgewebes (Meningoenzephalomyelitis, Meningoradikulitis). FSME kann auch sehr schwer verlaufen und dann zu bleibenden, dauerhaften neurologischen Ausfällen wie Lähmungen, Schluck- und Sprechstörungen führen. Ein Prozent der Erkrankungsfälle verläuft sogar tödlich“, erläutert der Oberarzt.

Da es bisher keine Medikamente gegen die FSME-Viren gibt, ist es umso wichtiger, sich vor Zecken zu schützen. Dazu gehört, lange Kleidung in den Wäldern zu tragen und Zeckenschutzmittel zu verwenden. „Aber auch eine FSME-Impfung, die in der Regel der Hausarzt vornimmt, kann den Ausbruch der Erkrankung verhindern“, so der Oberarzt. Die STIKO (Ständige Impfkommission) empfiehlt einen FSME-Impfschutz allen Menschen, die in FSME-Risikogebieten durch Aufenthalt im Freien in Kontakt mit Zecken kommen können.

Die Hauptübertragungszeit der FSME liegt zwischen April und November, bei mildem Wetter vereinzelt auch im Winter. Krankheitsübertragende Zecken kommen in Mitteleuropa bis in Höhen von 2.000 Metern vor. Bisher lagen die FSME-Risikogebiete vor allem in der Südhälfte Deutschlands, in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Thüringen und Sachsen. Brandenburg gehörte bislang nicht dazu. Im März 2022 sind erstmals drei Brandenburgische Landkreise vom Robert-Koch-Institut als FSME-Risikogebiete erklärt worden, darunter auch der Landkreis Oder-Spree.

Kathrin Chickowsky hat die FSME gut überstanden. Mit ihrem Mann lebt sie auf einem Bio-Bauernhof. „Eines steht fest, wir werden uns schnellstmöglich gegen FSME impfen lassen“, sagt sie. Aber damit nicht genug: „Ich achte schon lange darauf, dass ich nach einem Aufenthalt im Freien meinen Körper gründlich nach Zecken absuche“, sagt sie.

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