Helios Klinikum Bad Saarow mit Zukunftsinvestition
Mobiles Einsatzteam aus spezialisierten Intensivmedizinern

Seit Jahren ist die Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie im Helios Klinikum Bad Saarow als Ostbrandenburgisches ECMO-Zentrum auf die Behandlung von Patientinnen und Patienten mit schwerem akuten Lungenversagen spezialisiert. Im Januar 2021 stellten die Bad Saarower Intensivmediziner mit einer mobilen kompakten Lungenersatz-Maschine die Verlegung kritisch-kranker Patienten mit einem Lungenversagen aus anderen Kliniken ins Bad Saarower Klinikum sicher. Nun hat das Klinikum ein sogenanntes ECMObil angeschafft. Das speziell ausgestattete Fahrzeug ermöglicht es, ein mobiles ECMO-Gerät samt spezialisiertem ECMO-Team zu transportieren, um somit bei lebensbedrohlichen Notfällen wertvolle Zeit zu gewinnen.

Die mobile ECMO (Extrakorporale Membranoxygenierung) ist eine kompakte Herz-Lungenmaschine, die Herz und/oder Lunge vollständig ersetzen kann. Besonders häufig wurden im Winter 2022 Patientinnen und Patienten mit schwerem Lungenversagen bei COVID-19 an die ECMO angeschlossen, um eine Fortführung der Therapie zu ermöglichen, wenn eine konventionelle Beatmung aufgrund der schweren Lungenschäden nicht mehr möglich war.

„In unserer Region gibt es nur sehr wenige Kliniken, die dieses komplexe und aufwendige Behandlungsverfahren ECMO vorhalten. Wenn in anderen Kliniken Patientinnen und Patienten mit schwerem Lungenversagen behandelt werden und die dortigen Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind, werden wir als ECMO- Zentrum hinzugezogen, um die Möglichkeiten der Weiterbehandlung in unserer Klinik zu besprechen“, erläutert Dr. med. Stefan Wirtz, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie im Helios Klinikum Bad Saarow. „Da oftmals die Patienten für einen direkten Transport zu instabil sind, müssen wir den Anschluss an die ECMO in solchen Fällen vor Ort vornehmen“, so der Intensivmediziner.

Dafür war es bisher notwendig, dass das mobile ECMO-Team, welches aus zwei erfahrenen Intensivmedizinern und einer spezialisierten Intensivpflegekraft besteht, den Transport mithilfe von Rettungsdienstfahrzeugen aus dem Landkreis organisierte. „Unser eigenes ECMObil ermöglicht uns nun, unser mobiles ECMO-Team samt benötigtem Equipment unabhängig vom Rettungsdienst ohne Zeitverzug zu transportieren, um Patienten mit schwerem Lungenversagen an die kompakte Herz-Lungenmaschine anzuschließen. Der an die ECMO angeschlossene und stabilisierte Patient wird mit zwei Mitgliedern des ECMO-Teams je nach Situation boden- oder luftgebunden ins Bad Saarower Klinikum transportiert, um hier die Behandlung auf der Intensivstation fortzusetzen.
Aber auch Patienten mit einem akuten Herzversagen, z.B. mit einem Herzinfarkt, profitieren von dem Anschluss an die mobile Herz- und Lungenmaschine. Sie macht häufig erst den Transport des Patienten in ein Herzzentrum möglich, um dort herzchirurgisch versorgt zu werden (Bypass OP, Kunstherz etc.). Weitere Anwendungsfälle sind u.a. eine schwere Lungenembolie oder schwere Unterkühlung.

„Das ECMObil stellt die konsequente Weiterentwicklung des ECMO-Programms an unserer Klinik dar und ist ein wichtiger Baustein für die Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Herz- und Lungenversagen in unserer Region“, betont Chefarzt Dr. Stefan Wirtz.

Für Intensivtransporte bestens geschult
Um den hohen Anforderungen der komplexen boden- oder luftgebundenen Transporte schwerstkranker Intensivpatienten gerecht zu werden, muss auch das Rettungsteam entsprechend geschult sein. Gemeinsam mit dem Rettungsdienst im Landkreis Oder-Spree GmbH führte das Bad Saarower Klinikum den Spezialkurs „Intensivtransporte“ durch, der von der Deutschen interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) zertifiziert ist.

Intensivmediziner der Region Berlin-Brandenburg im engen Austausch
Im SAVE Berlin/Brandenburg@Covid-19 ICU-Netzwerk arbeiten die Intensivmediziner Berlins und Brandenburgs eng zusammen.
„Die Zusammenarbeit mit den Krankenhäusern der Region ist sehr vorbildlich. Wir stimmen uns regelmäßig ab und helfen einander – das kommt unseren Patientinnen und Patienten zugute“, betont Dr. Wirtz.

Wie funktioniert ECMO?
Das Funktionsprinzip des ECMO-Systems: Bei einem Herz-Kreislauf-Versagen wird über die Leistenvene eine Kanüle gelegt, über die Blut abfließt und vom ECMO-Gerät durch den sogenannten Oxygenator gepumpt wird, der dem Blut CO2 entzieht und es mit Sauerstoff anreichert. Das Blut wird dann, über eine Arterie in der anderen Leiste, in den Körper des Patienten zurückgepumpt. Das ECMO-Gerät kann so die Funktion des Herzens im Extremfall vollständig übernehmen. Sollte nur die Lunge geschädigt sein, wird das Blut im Regelfall über eine Halsvene zurückgegeben.

Zukünftig soll das ECMObil auch verstärkt bei der Notfallbehandlung des plötzlichen Herztods zum Einsatz kommen und die konventionellen Wiederbelebungsmaßnahmen unterstützen.
Nach Angaben des Bundesministeriums für Gesundheit erleiden in Deutschland jedes Jahr mehr als 50.000 Menschen einen Herz-Kreislauf-Stillstand, davon zwei Drittel im privaten Umfeld. Nur zehn Prozent der Betroffenen überleben solch einen Notfall. „Wenn ein ECMO-Gerät bei der Reanimation zum Einsatz kommt, erhöhen sich die Überlebenschancen deutlich“, sagt Chefarzt Dr. Wirtz.

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