Behandlung von Herzrhythmusstörungen auf höchstem Niveau

Die Kardiologie im Helios Klinikum Bad Saarow gehört zu den Kliniken Brandenburgs, die eine führende Rolle in der Behandlung von Herzrhythmusstörungen einnehmen. Über 2.000 Patientinnen und Patienten konnten in den letzten acht Jahren im Saarower Klinikum von der interventionellen Behandlung von Herzrhythmusstörungen profitieren, denn im Mai 2014 wurde hier extra dafür ein zweites Herzkatheterlabor eröffnet. Herzrhythmusstörungen sind weit verbreitet. In Deutschland müssen jährlich etwa 400.000 Menschen wegen Herzrhythmusstörungen stationär behandelt werden. Häufig äußert sich der unregelmäßige Herzschlag durch ein Herzstolpern oder Herzrasen. Weitere Symptome sind Unruhe, Angst, Schwindelgefühl oder Übelkeit. Einige Betroffene spüren keine Symptome, und die Herzrhythmusstörung wird nur durch Zufall entdeckt. Häufig liegt dem unregelmäßigen Herzschlag eine Herzerkrankung zugrunde. Neu auftretende Herzrhythmusstörungen sollten daher kardiologisch abgeklärt werden.

Der erfahrene Elektrophysiologe und Chefarzt der Klinik für Kardiologie, Herr Dr. Udo Zacharzowsky erläutert in einem Interview, wie Herzrhythmusstörungen therapiert werden.

Hätten Sie vor acht Jahren damit gerechnet, dass Ihre Klinik einmal zu den „Top 5“ mit den meisten behandelten Vorhofflimmerpatienten in Brandenburg gehört?
(Quelle: https://klinikradar.de/vorhofflimmern/kliniken/brandenburg/)
Nein. Offen gestanden, war mir diese Tatsache gar nicht bekannt. Klingt aber gut. Diese beeindruckende Entwicklung ist dem Team aus Pflegekräften und Ärztinnen und Ärzten unserer Klinik für Kardiologie zu verdanken. Als ich 2014 in Bad Saarow meine Arbeit begonnen habe, war das Ziel, die Klinik für Kardiologie um eine wichtige Behandlungsmöglichkeit zu erweitern und diese auf höchstem Niveau zu etablieren. Immerhin leiden mehr als zwei Prozent der Menschen an Vorhofflimmern, der häufigsten Herzrhythmusstörung. Medizinisch gesehen ist dies häufig.

Können Sie sich an die 2.000. Untersuchung erinnern?
Während der Pandemie und unserer alltäglichen Arbeit ist diese große Zahl leider etwas untergegangen. Tagesaktuell sind wir bereits bei 2.151 Ablationen.

Sie verwenden den Begriff „Ablation“. Was ist eine Ablation und wie läuft sie ab?
Bei der Ablation werden krankhafte bzw. störende Erregungsherde oder Leitungsbahnen am Herzen mithilfe eines Katheters „verödet“. Das bedeutet: Elektrische Erregungen, die den Herzrhythmus stören, werden unterbunden, damit das Herz wieder gleichmäßig schlägt. Dabei kann es sich um angeborene zusätzliche Leitungsbahnen oder um krankhafte Schrittmacherzellen handeln. Bei der häufigsten Herzrhythmusstörung, dem „Vorhofflimmern“ werden vor allem Bereiche um die Einmündungsstellen der Pulmonalvenen in den linken Herzvorhof verödet. Hierfür steht uns entweder Hochfrequenzstrom oder Cryoenergie, also Kälte zur Verfügung. Zudem ist es möglich, für die Ablation ein sehr exaktes dreidimensionales Bild des Herzens zu erstellen.

Wie erleben die Patientinnen und Patienten so eine Ablation?
Das hängt von der geplanten Untersuchung ab. Bei einfacheren Eingriffen sind die Patienten wach, und man kann sich mit ihnen unterhalten, was ich auch gern mache. Wer aufgeregt ist, bekommt natürlich ein Medikament zur Beruhigung. Da wir einen Zugang über die Leiste benötigen, erfolgt hier vor der eigentlichen Punktion eine lokale Betäubung. Bei komplexeren Eingriffen, wie der Ablation des Vorhofflimmerns, schlafen unsere Patienten, atmen jedoch selbst. Man nennt das eine „tiefe Sedierung“.

Wie lange dauert eine Ablation?
Das hängt natürlich von der Art des Eingriffs ab. Einfachere Eingriffe dauern etwa 45 Minuten, bei wirklich komplexen Eingriffen kann es auch mal bis zu drei Stunden dauern.

Wie lange müssen die Patientinnen und Patienten nach einer Ablation im Krankenhaus bleiben?
In der Regel sind unsere Patientinnen und Patienten bereits am Folgetag wieder so fit, dass sie entlassen werden können. In einigen Fällen überwachen wir den Herzrhythmus aber auch für 48 Stunden. Auch ältere Patienten bleiben häufig eine Nacht länger, bis sie wieder nach Hause entlassen werden.

Ist eine Ablation mit Risiken verbunden? Wenn ja, welche sind das und wie häufig treten sie auf?
Formal gibt es bei einem Eingriff am Herzen natürlich eine Reihe von möglichen Risiken. Das beginnt bei kleineren Einblutungen in den Leisten und reicht bis zu durchaus ernsten Komplikationen, die jedoch wirklich sehr selten sind. Um diese Risiken auf ein absolutes Minimum zu reduzieren, gibt es in unserer Kardiologie klar definierte Abläufe, die in sogenannten SOP festgelegt sind. Zudem haben wir ein exzellent ausgebildetes und zusammenarbeitendes Team, auf das ich sehr stolz bin.

Gibt es denn unter den 2.000 Ablationen eine, die Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben ist – und wenn ja, warum?
Im Laufe der Jahre haben wir immer Untersuchungen durchgeführt, die einem im Gedächtnis bleiben. Meist sind das besonders schwierige Eingriffe, die wir erfolgreich gemeistert haben, aber auch besondere Patientengeschichten, die einem in Erinnerung bleiben. Trotzdem sind jede Patientin und jeder Patient absolut individuell und jeder einzelne Eingriff wird sorgfältig geplant und durchgeführt.

Und wie ist es, wenn ein erfahrener Elektrophysiologe wie Sie im Urlaub ist?
Natürlich ist auch dann eine optimale Versorgung unserer Patientinnen und Patienten gesichert. Da wir durch die Gesellschaft für Kardiologie als Ausbildungszentrum für die Subspezialisierung „Invasive Elektrophysiologie“ zertifiziert sind, behalte ich mein Wissen natürlich nicht für mich. Zudem besteht innerhalb des Herz Rhythmus-Zentrums Berlin-Brandenburg eine sehr enge Kooperation mit dem Helios Klinikum Berlin-Buch und über den Herzverbund Berlin-Brandenburg mit dem Helios Klinikum Emil v. Behring in Berlin Zehlendorf.

Wie sehen Sie die weitere Entwicklung?
Ich erwarte, dass wir nach der bisherigen Entwicklung die nächsten 2.000 Ablationen in weniger als acht Jahren schaffen werden. Zugleich möchte ich die Gelegenheit nutzen, unsere Patientinnen und Patienten zu unserer nächsten Patientenakademie, die im Rahmen der „Herzwochen“ zum Thema „Turbulenzen im Herz – Vorhofflimmern“ am 16. November 2022 um 17:00 in unserem Klinikum stattfindet, herzlich einladen. Ich hoffe sehr, dass ich diesmal meinen Vortrag in einer Präsenzveranstaltung halten kann. Wenn nicht, dann findet die Veranstaltung wieder online per Livestream statt und wird anschließend auf unserer Website hochgeladen.

error: Der Inhalt ist geschützt!
X