Eine Patientengeschichte

Die Diagnose Legionärskrankheit wirft den 45-jährigen Ioan Hasselbach aus Fürstenwalde komplett aus der Bahn. Trotz seiner sportlichen und kräftigen Verfassung erkrankt er im Oktober 2021 an einer schweren Form der Lungenentzündung, welche sein Leben einige Wochen bedroht. Für seine Familie beginnt eine schlimme Zeit des Bangens. Doch nach intensivmedizinischer Betreuung und anschließender Rehabilitation ist Ioan Hasselbach auf dem Weg der Besserung und schaut zuversichtlich in die Zukunft.

Im Oktober 2021 wollen sich Ioan und Angelika Hasselbach während eines Kurzurlaubs vom Alltag entspannen. Doch der Besuch einer Dampfsauna lässt alles anders kommen. Im vernebelten Wasser infiziert sich Ioan mit Legionellen-Bakterien so schwer, dass sein Leben über Wochen nur noch an einem seidenen Faden hängt.

„Zunächst fing alles mit einem grippeähnlichen Infekt an. Wir dachten natürlich erst an eine Corona-Infektion, doch diese konnte ausgeschlossen werden“, berichte Ioans Frau Angelika (42). Bald darauf folgen hohes Fieber und auch die Urinwerte verschlechtern sich. Unter dem Verdacht einer Harnwegsinfektion wird Herr Hasselbach im Helios Klinikum Bad Saarow aufgenommen. Indessen verschlimmert sich sein Zustand weiter so drastisch, dass eine Verlegung auf die Intensivstation notwendig wird.

„Herr Hasselbach erlitt infolge der Infektion einen schweren septischen Schock. Aufgrund eines schweren Lungenversagens wurde es erforderlich, ihn in ein sogenanntes künstliches Koma zu versetzen und ihn künstlich zu beatmen. Wegen der Schwere des Lungenversagens war auch eine Bauchlagerungsbehandlung nötig“, erläutert Dr. med. Stefan Wirtz, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie.

Dies war aber nicht ausreichend, um seinen Körper ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen. Es blieb nur der Anschluss an die ECMO. Die Abkürzung steht für den Begriff extrakorporale Membranoxygenierung. Das ist eine Kunstlunge, die den Gasaustausch außerhalb des Körpers sichert“, erläutert er. „Als Ostbrandenburgisches ECMO-Zentrum sind wir als einzige Klinik im Lande darauf spezialisiert und verfügen über sehr viel Erfahrung in dieser komplexen Behandlung“, erklärt der erfahrene Intensivmediziner.

Für die Familie von Ioan Hasselbach bricht eine schwere Zeit an. “Ich konnte diese dramatische Situation kaum ertragen, sein Zustand verschlimmerte sich rapide“, sagt seine Frau Angelika. „Eben noch waren wir eine unbeschwerte und glückliche Familie – und plötzlich ist nichts mehr so, wie es einmal war“, sagt sie. Großen Rückhalt erfährt sie von ihren beiden Töchtern, die ihr zur Seite stehen. Gemeinsam beten sie für ihn.

Doch damit nicht genug: „Im Rahmen der Blutvergiftung, der sogenannten Sepsis, bekam Herr Hasselbach ein abdominelles Kompartmentsyndrom. Hier handelt es sich um einen lebensbedrohlichen Anstieg des Gewebedrucks, sodass wir den Bauchraum öffnen mussten, um Schäden durch den hohen Druck zu vermeiden“, so Chefarzt Dr. Wirtz.

Angelika Hasselbach und ihre Töchter sind verzweifelt. Mit dem Mut machenden Satz „Wir schaffen das gemeinsam!“ wird Oberärztin Dipl.-Med. Carola Klepzig recht behalten, denn nach einer Woche intensivmedizinischer Behandlung zeigen sich bereits die ersten Erfolge. Die Lungen erholen sich wieder, sodass die ECMO-Behandlung beendet werden und Herr Hasselbach stufenweise von der künstlichen Behandlung („Weaning“) entwöhnt werden kann. Am 17. November wird Ioan Hasselbach in die MEDIAN Klinik Grünheide zur Reha verlegt und am 30. Dezember kommt er wieder nach Hause.

Langsam und schrittweise kehrt er ins gewohnte Leben zurück. Die Tage sind mit Arztterminen und Reha-Maßnahmen gefüllt, auch die Firma muss weiterlaufen. „Unsere Familie steht fest zusammen und wir schauen zuversichtlich in die Zukunft. Die Krankheit hat uns noch einmal mehr zusammengeschweißt“, betont Angelika Hasselbach.

Als Herr Hasselbach das Team der ITS Ende Februar besucht, sind für ihn alle Personen fremd. „Ich kann mich an nichts erinnern“, sagt er. Damit er die ihm fehlende Zeit nachvollziehen kann, hat ihm die ältere seiner beiden Töchter ein Tagebuch geschrieben.

„Ich finde keine Worte, um meinen großen Dank auszudrücken. Bis heute kann ich es nicht begreifen, wie mich diese Krankheit so umhauen konnte“, sagt er. Bis Ioan selber wieder in seinem Landschafts- und Gartenbaubetrieb fest mit zugreifen kann, werden noch einige Wochen vergehen. Er solle sich noch etwas Zeit nehmen und erst einmal wieder zu vollen Kräften kommen, gibt ihm Chefarzt Dr. Wirtz auf seinen Weg mit.

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