Vertrauensverhältnis zu Patienten aufbauen

Niemand geht gerne ins Krankenhaus. Ist dann noch ein operativer Eingriff notwendig, fürchten manche Menschen vor allem die Narkose. Die Angst, zu früh oder gar nicht mehr aufzuwachen, ist ebenso verbreitet wie die vor Schmerzen und Beschwerden nach der OP. Warum Patienten keine Angst vor der Narkose haben müssen, das erläutert in einem Interview Dr. med. Stefan Wirtz, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie im Helios Klinikum Bad Saarow.

Herr Chefarzt, viele Menschen wurden noch nie operiert. Können Sie kurz erklären, was alles zur Sicherheit des Patienten vor einer Operation abläuft?
Bevor ein Patient operiert wird, besprechen im Vorfeld die Ärztinnen und Ärzte der Anästhesie das individuell für ihn am besten geeignete Narkoseverfahren. Ob wir beispielsweise eine Voll- oder Teilnarkose oder gar eine Kombination von beidem einsetzen, das klären wir in einem Gespräch in unserer Anästhesie-Sprechstunde. Im Eingangsfoyer des Klinikums haben wir gerade sehr schöne, neugestaltete und zentral gelegene Räumlichkeiten bezogen. Dort befragen wir den Patienten zu Allergien, Vorerkrankungen und zu seinem allgemeinen gesundheitlichen Zustand und klären ihn über die Narkosetechnik und Medikation sowie über mögliche Risiken und Nebenwirkungen auf. Es ist uns ein großes Anliegen, zu all unseren Patienten ein Vertrauensverhältnis aufzubauen und ihnen individuelle Ängste und Sorgen vor einer Anästhesie zu nehmen. Als Anästhesisten sind wir schließlich vor, während und nach der OP an der Seite unserer Patienten, betreuen ihn und sorgen für seine Sicherheit.

Können Sie bitte an dieser Stelle kurz erklären, was die Aufgabe eines Anästhesisten ist?
Anästhesisten sind Fachärzte für Anästhesiologie. Oft werden sie auch als Narkoseärzte bezeichnet. Sie arbeiten fachübergreifend mit Kolleginnen und Kollegen aller anderen Fachbereiche zusammen und begleiten die Patienten durch den gesamten Prozess der Anästhesie/Narkose. Das heißt: Anästhesisten überwachen und steuern alle lebenswichtigen Körperfunktionen des Patienten vor und während der Operation sowie anschließend im Aufwachraum. Hierbei werden modernste Geräte und Techniken eingesetzt. In unserem Klinikum gibt es insgesamt elf Operationssäle. Zu normalen Zeiten werden hier täglich bis zu 60 Patienten operiert. Aufgrund der aktuellen Corona Situation sind es derzeit weniger. Um die Sicherheit unserer Patienten zu garantieren, haben wir ein großes Team, dass nicht nur aus Ärzten, sondern auch aus hoch qualifizierten Anästhesie-Pflegekräften/Assistenten besteht. Bei größeren Eingriffen werden die Patienten nach der Operation auf den Intensivstationen von uns weiter betreut.

Wie erklären Sie sich die Angst der Patienten vor einer Narkose?
Eine Narkose wird nicht von allen Patienten gleich bewertet. Nicht alle haben Angst. Einige Patienten empfinden die Vorstellung, tief zu schlafen und nichts zu spüren, als ausgesprochen beruhigend – einige sprechen sogar von Komfortbewusstlosigkeit. Andere wiederum haben oft mehr Angst vor der Narkose als vor dem eigentlichen operativen Eingriff, haben Angst nicht mehr aufzuwachen oder gerade während der Operation aufzuwachen oder einfach nur Angst vor starken Schmerzen.
Deshalb ist es unser Ziel, Patienten so gut zu informieren, dass sie über den Ablauf orientiert sind und dem operativen Eingriff beruhigt und ohne Sorgen entgegensehen können. Denn letztlich steht die Patientensicherheit für uns an allererster Stelle.

Welche Beschwerden können denn nach der Narkose vorkommen?
In der Regel treten nach der Anästhesie kaum Beschwerden auf. Seltene Nebenwirkungen können Übelkeit, Zittern und Halsschmerzen sein. Unsere Pflegekräfte im Aufwachraum überwachen die Patienten und geben ihnen bei Beschwerden in Absprache mit den behandelnden Ärzten entsprechende Medikamente. Ein Wassereis wird routinemäßig den Patienten angeboten, was nachweislich Medikamentenbedarf reduziert und das Wohlbefinden stärkt.

Und muss man Angst vor Schmerzen haben?
Nein, unsere Patienten sollen keine Angst vor Schmerzen haben müssen. Sie erhalten von uns Medikamente in Form von Tabletten oder Injektionen, die wir direkt in die Blutbahn über den liegenden Venenzugang verabreichen können. Besonders effektiv sind regionalanästhesiologische Verfahren. Hierbei werden bei hierfür geeigneten Eingriffen über einen Schmerzkatheter Medikamente direkt in Nervennähe gebracht. Der Patient kann dabei zusätzliche Medikamentengaben über eine Pumpe abrufen und damit die Schmerztherapie selber steuern. Diese sogenannte Patientenkontrollierte Analgesie wird auch mit Medikamenten über die Vene eingesetzt. Dafür werden zur Sicherheit im Vorfeld feste Zeitabstände festgelegt.

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