Eine schwere Aneurysma-Blutung im Gehirn reißt den 54-jährigen Volker Kaminski im Januar aus seinem gewohnten Leben. Als er den blutigen Schlaganfall bekommt, ist er allein in seiner Firma. Eine Kette glücklicher Zufälle sorgt dafür, dass er schnell und lebensrettend behandelt werden kann. Es beginnt eine belastende Zeit des Bangens, die für die Familie durch die Corona-Bedingungen zusätzlich erschwert ist. Heute, nach fünf Monaten, geht es Volker Kaminski den Umständen entsprechend gut. Er ist froh, dass sein Leben wieder Fahrt aufnimmt.

Starke Kopfschmerzen quälen Volker Kaminski Anfang Januar. Trotzdem treibt es ihn am Sonntagabend des 10. Januars in seine Firma, um einige Dinge für die nächsten Tage vorzubereiten. Während eines Telefonats mit seinem Neffen geht es ihm plötzlich so schlecht, dass er bewusstlos zusammenbricht. Der Neffe sorgt sich um seinen Onkel und alarmiert dessen Ehefrau. Dann geht alles ganz schnell: Brit Kaminski eilt sofort zu ihrem Mann. Die alarmierten Rettungskräfte bringen ihn in die Zentrale Notaufnahme des Helios Klinikums Bad Saarow.

In der Computertomografie wird eine schwere Aneurysma-Blutung im Kopf festgestellt, welche bereits zu einer hochgradigen Beeinträchtigung des Sprachzentrums geführt hat. Ein Hirnaneurysma ist eine spindelförmige, beerenförmige oder sackförmige Erweiterung von Blutgefäßen. Zerreißt das Gefäß, kommt es zu einer Einblutung ins Gehirn. Der sogenannte „Blutige Schlaganfall“ ist ein Notfall und muss schnellstmöglich versorgt werden. „Eile war geboten. Aufgrund der besonderen Anatomie, Form und Lage des Aneurysmas mussten wir Spezial-Stents einfliegen lassen“, berichtet Frau Dr. med. Hildegard Gräfe, Chefärztin der Klinik für Neuroradiologie.
Da Volker Kaminski weder eine Patientenverfügung noch eine Betreuungsvollmacht hat, und infolge der Aneurysma-Lage ein kompletter Ausfall des Sprachzentrums zu befürchten ist, empfiehlt Dr. Gräfe dem Patienten diesbezüglich rasch notarielle Hilfe in Anspruch zu nehmen, was auf der ITS auch umgehend ermöglicht wird.

Die medizinische Versorgung des Aneurysmas erfolgt komplikationslos. Aufgrund der schweren Hirnblutung reagieren jedoch die Blutgefäße, wie häufig bei dieser Erkrankung im Kopf, mit ausgeprägten Gefäßkrämpfen (Spasmen), die unbehandelt zusätzlich zu schweren Schlaganfällen bis hin zum Tode führen können.
„Wir mussten daher Herrn Kaminski auf der Intensivstation für drei Wochen ins Koma legen und ihn künstlich beatmen“, erläutert die erfahrene Neuroradiologin Dr. Gräfe. Sieben Notfallangiografien in Narkose werden notwendig, um diese schweren Gefäßkrämpfe immer wieder zu lösen.

Für Brit Kaminski und die Familie beginnt eine extrem schwere Zeit, denn aufgrund der Pandemie sind Besuche zu diesem Zeitpunkt nicht möglich. „Ich weiß nicht mehr wie, aber ich habe irgendwie funktioniert“, sagt sie. „Täglich habe ich in der Klinik angerufen, um mich nach dem Zustand meines Mannes zu erkundigen. Anschließend informierte ich die anderen Familienmitglieder“, ergänzt sie. Ihren 80-jährigen Schwiegervater, der in Leipzig wohnt, nimmt die Situation mit seinem Sohn so sehr mit, dass er mit Herzproblemen ebenfalls ins Krankenhaus muss, sich aber inzwischen wieder gut erholt hat

„Als Volker dann aus dem Koma erwachte, hatten wir die Möglichkeit des Videochats. Da konnte ich ihn zumindest sehen und ihm Kraft spenden. Die Ärzte und Pflegekräfte haben alles in ihrer Macht Stehende getan, um uns in dieser sehr schweren und belastenden Zeit zur Seite zu stehen“, erinnert sie sich. „Unseren herzlichen Dank möchten wir jedem Einzelnen dafür aussprechen“.

Im Februar wird Volker Kaminski aus dem Klinikum in die Reha verlegt. Hier wird er langsam von der künstlichen Beatmung entwöhnt und macht schon nach zwei Wochen erste Fortschritte. Aber es folgen noch zwei große epileptische Anfälle, die bei ihm unter anderem einseitige Schulterprobleme auslösen und noch heute viele Bewegungen nur unter Schmerzen möglich machen.
„Ich habe mich so gefreut, als ich Herrn Kaminski nach den drei Wochen der Neuro-Reha fast gesund, auf eigenen Beinen stehend und vor allem sprechend, in unserem Klinikum begrüßen konnte. Bereits in der Reha hat er schon begonnen, die Geschicke seiner Firma wieder zu lenken“, strahlt Dr. Gräfe.

Im Juni besuchen Volker und Brit Kaminski mit einem Blumenstrauß Frau Dr. Gräfe in der Klinik. „Ich bin ihr außerordentlich dankbar“, sagt Herr Kaminski sichtlich gerührt. Äußerlich ist ihm nach den fünf Monaten nicht anzusehen, dass er schwer krank war. Dr. Hildegard Gräfe betont: „Wir sind immer unendlich froh über einen guten Ausgang einer schweren Erkrankung. Es sind nicht nur die hoch spezialisierten Eingriffe in der Neuro-Angiografie mit modernsten technischen Möglichkeiten, die wir in unserem Klinikum nutzen können, sondern auch die hervorragende Zusammenarbeit aller Fachrichtungen, in diesem Fall insbesondere die Zusammenarbeit mit der Anästhesie/Intensivmedizin, der Neurologie und der Neurochirurgie, die eine optimale Therapie für den Patienten erst ermöglichen“.

Volker und Brit Kaminski feiern in diesem Monat ihren ersten Hochzeitstag. Mit so einer Belastungsprobe hat sicher niemand gerechnet. „Wir sind jetzt noch mehr zusammengewachsen und dankbar für jede Minute, die wir gemeinsam verbringen können“, schließt Brit Kaminski.

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