Anfang des Jahres gab es in Fürstenwalde ja sowas wie einen Tsunami. Schon wieder vergessen? Nein, nicht auf der Spree, sondern im Rathaus. Mit seiner Art von Behutsamkeit ging der frischgebackene Bürgermeister daran, die Stadtverwaltung „zukunftsfähig“ zu machen. Seither hat er, unter vorgehaltener Hand versteht sich, den Beinamen Rumble-Rudi. Was dabei herausgekommen ist, ob überhaupt was dabei herausgekommen ist, ich weiß es nicht. Falls es überhaupt jemand weiß, falls die Aktion nicht zu den zahlreichen angefangenen Baustellen gehört, die nie zu Ende gedacht, geschweige denn gemacht worden sind.

Besser wäre es vielleicht gewesen, hätte Rudi als ganz normaler Stadtverordneter schon vor seiner Wahl den alten Bürgermeister um Auskunft gebeten, was man als Stadtoberhaupt so alles auf dem Tisch hat. Und ob man jeden Tag pünktlich Feierabend hat. Und wie man seine Mitarbeiter so motiviert, dass Arbeitsaufträge zeitnah und vor allem gerne erledigt werden. Wer weiß, vielleicht hätte er dann davon abgesehen, Chef der Stadtverwaltung werden zu wollen.

Hat er aber nicht. Weder das eine noch das andere, wie wir alle wissen. Nun sucht er also Verstärkung in Form eines persönlichen Referenten, d.h. natürlich lässt er suchen. Eine Zehlendorfer Firma mit dem bezeichnenden Namen Intelligenz System Transfer. Das lässt hoffen, vielleicht gelingt es auf diesem Weg Intelligenz nach Fürstenwalde zu transferieren… Andererseits, wer soll das bezahlen? Und brauchen wir denn dann überhaupt noch einen Bürgermeister? Die Stellenbeschreibung für die Suche des Referenten entspricht schließlich im Großen und Ganzen der eines Bürgermeisteranwärters. Übrigens würde Rudi die Anforderungen, die an seinen künftigen persönlichen Mitarbeiter gestellt werden, selbst nur schwerlich in Gänze erfüllen.

Es hat schon ein G’schmäckle, wie der Schwabe, der sich damit auskennt, zu sagen pflegt. Weil er seine Arbeit nicht schafft, will der Bürgermeister eine Stelle schaffen, die im Haushalt der Stadt nicht vorgesehen ist. Andererseits bittet er zeitglich die Stadtverordneten um die Genehmigung, nebenbei als Finanzmakler arbeiten zu dürfen. Na, was denn nun? Schafft er seine Arbeit nicht und will einen, der seinen Job macht, einstellen oder will er jemanden einstellen, damit er nebenher finanzmakeln kann? Kriegt er als Bürgermeister zu wenig Kohle, dass er aufstocken muss? Oder handelt es sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme, mit der ein geordneter Rückzug vom Amt vorbereitet wird? Es gibt schließlich meist noch ein Leben nach dem eines Bürgermeisters…

Was hätte ich mich darüber gefreut, mit unserem Enkelchen wieder uneingeschränkt auf dem Spielplatz am Goetheplatz toben zu können. Doch die Kohle, die für dessen Sanierung nötig wäre, ist ja für die Vermarktungs-Kampagne der Baugrundstücke in der Ketschendorfer Feldmark II verplant. Damit kommen unsere Grundstückpreise dann hoffentlich auf Großstadtniveau. Leidtragend – und das interessiert ja weiter keinen – wären vor allem junge Familien der Region.
Profitieren werden die Stadt und natürlich einige Finanzmakler.
Na, dann ran, Rudi!

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