„Erna, et is saukalt!“, meint mein Oller abends vor einer guten Woche.

Kein Wunder, die Heizung ist aus. Kalt. Heizt nicht. „Na ja“, sage ich „heute ist schließlich Mittwoch.“ Er guckt verstört. „Und mittwochs friert man?“ So ist er, mein Oller. Mittwochs haben wir immer abends was vor: Er geht zum Skat in den „Dreckigen Löffel“ und ich zum Canasta zu Gitti. Deshalb hat mein Sparfuchs unsere Heizung entsprechend programmieren lassen. Ab 18 Uhr geht sie aus. Dass es mal anders kommt, konnte ja keiner wissen.

Die Programmierung hat Jensi gemacht, der kann oder will aber nicht vorbeikommen. „Für dich als Mann kann es doch kein Problem sein, das zu ändern“, versuche ich listig zu schmeicheln. Mit Erfolg. Zunächst. Mein Oller geht stolz mit geschwollener Brust und gefühlten 5 Zentimetern mehr an Körpergröße zum Hauswirtschaftsraum. „Aha, alles selbsterklärend!“, klingt es nach einer Weile von dort. „Institutive Benutzeroberfläche!“ Mit den Fremdworten hat er’s nicht so.  „Erledigt!“ Stolz und mit sich sehr zufrieden reißt er sich ein Belohnungsbierchen auf.

Außer der Reihe. Wir warten. Es wird nicht warm. „Gehen wir halt zu Bett, im Fernsehen kommt eh nichts Gescheites. Morgen sehen wir dann weiter.“ Mein Oller geht schlafen. So kann ich, eingemummelt in eine Decke, in Ruhe extra 3 gucken. Das ist sonst nicht so einfach, weil mein Gefährte nicht alles – sagen wir mal, intellektuell verkraftet. Er steht mehr auf Sascha Grammel, das ist der mit dem komischen Vogel und dem Bauchreden. Obwohl er auch da nicht alle Gags mitschneidet…

Als ich gegen Mitternacht ebenfalls ins Bett husche, kommt es mir vor, als wäre es schon wärmer in der Bude. Wie schnell sich der Mensch an was gewöhnt, denke ich noch. Dann bin ich eingeschlafen. Tropischer Regenwald. Ich stecke bis zum Hals im Sumpf. Alles feucht und warm und ich kann mich kaum bewegen. Ich habe Panik! Neben mir wird der Regenwald abgeholzt, die Kettensägen dröhnen, werden immer wieder an- und abgesetzt. Ihre heißen Abgase drohen, mir die Luft zu nehmen…

Ich wache auf. Neben mir schnarcht mein Oller, als gäbe es kein Morgen! Mein Bett ist klitschnass geschwitzt, im Zimmer sind trotz des geöffneten Fensters gefühlte 40 Grad. Die Heizung! Mein Oller schnarcht und röhrt derweil ungerührt weiter. Im Heizungsraum finde ich schließlich einen Stecker, der der Heizung ihre betriebsnötige elektrische Energie zuführt. Raus damit! Alle Fenster auf! Weiterschlafen. Morgen sehen wir weiter, außerdem soll es ja in den nächsten Tagen wärmer werden. Und das ist gut so, wie sich herausstellt. Ein Monteur ist derzeit nicht aufzutreiben. Sind alle unterwegs. Wahrscheinlich auf der Jagd nach Klopapier. Erst als ich das begriffen habe und als Bonus ein Zehnerpack der begehrten Papiere in Aussicht stelle, kommt gleich jemand und behebt den Schaden. „Ganz einfach. Selbsterklärend!“

Jetzt, da die Heizung auf „wir-sind-den-ganzen-Tag-zuhause“ programmiert ist, geht es uns wieder besser. Und obwohl man den Fernseher besser nicht anmacht, freuen wir uns auf jeden Tag auf den Abend. Da gibt es nämlich den täglichen Corona-Infektionstest. Da ist mein Oller draufgekommen. Die typischen Symptome einer Infektion sollen ja Husten, Halsweh und – jetzt kommt’s – Geruchs- und Geschmacksstörungen sein. Auf Letzteren beruht unser Test. Von einem guten Bekannten beziehen wir seit längerem unterschiedliche Brände. Inzwischen hat sich eine schöne Galerie edler Tröpfchen angesammelt. Um also festzustellen, ob unser Geschmacksvermögen noch intakt ist, werden allabendlich vier oder fünf unterschiedliche Sorten verkostet.

Aus rein gesundheitstechnischen Erwägungen heraus, versteht sich! Ich kann allen Skeptikern versichern, dass es nicht so einfach ist, einen Trester vom Grauburgunder von einem aus Riesling Gemachten zu unterscheiden. Inzwischen sind wir darin nahezu perfekt! Obwohl die Flaschen optisch durch Zeitungspapier neutralisiert sind, liegt die Trefferquote bei etwa siebenundachtzig Prozent. Danach sind wir sehr lustig und zufrieden. Nicht nur, dass wir noch so gut riechen und schmecken können…
Nachahmern will ich noch einen Tipp geben: In dieser Woche ist der 1. April!

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