Die Postkarte von Paul Mebus aus dem Trainingslager vor dem Nationalmannschaftsspiel gegen die Schweiz am 15. April 1951. Foto: Archiv

Ein ehemaliger Briesener mitten im Wunder von Bern

Mit dem Start in die 50er Jahre begann man in Briesen damit, den alten Hüttenplatz neu zu bauen, auf dem bis dahin die Heimspiele der SG Wacker ausgetragen wurden. Neben einer weiteren Umbenennung sorgten die Briesener aber auch sportlich für Schlagzeilen. Für einen ehemaligen Spieler der SG Wacker fieberte nicht nur die Dorfgemeinschaft mit, sondern die gesamte Nation.

Paul Mebus zeichnete sich bereits in der Saison 1946/47 als exzellenter Mittelfeldakteur bei den Briesenern aus, bis er ein paar Jahre später zum 1. FC Köln wechselte. Dort wurde er 1951 zum ersten Mal in die deutsche Nationalmannschaft berufen. Dabei vergaß er aber nie, wo er einmal herkam. Er schrieb daher am 12. April 1951 eine Postkarte aus dem Trainingslager der Nationalelf mitsamt einiger Unterschriften an seine alte Wirkungsstätte, bevor er 1954 vom ganzen Land für den WM-Titel bejubelt wurde. Im Briesener Fußballfachkreis witzelte man schon damals, dass ohne den ehemaligen Spieler der SG Wacker das Wunder von Bern nie gelungen wäre.

1952 übernahm zunächst Bernhard Bräsicke das Amt des Vereinspräsidenten von Franz Fleck. Im Jahr darauf war die SG Wacker auch Geschichte. Unter dem neuen Namen der BSG Traktor Briesen liefen die Spieler nun vorerst mit der LPG (Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) als Trägerbetrieb auf, bis schließlich im darauffolgenden Jahr der Forstwirtschaftsbetrieb Müncheberg diese Position bekleidete.

Ebenfalls 1954 erhielt der Fußballverein 5.000 DM (Deutsche Ostmark), um sich den langgehegten Wunsch zu erfüllen, das Fußballfeld zu umzäunen. Die Gelder kamen aus den Fonds zur Förderung sportlicher Einrichtungen von der VEB Sport-Toto. Um mit dem finanziellen Zuschuss sparsam umzugehen, fällten die Fußballer, die ihnen zur Verfügung gestellten Akazien für den Zaun eigenhändig.

Sportlich waren die Spielzeiten der 1. Mannschaft von zunehmender Konstanz geprägt. In den frühen 50er Jahren behauptete die BSG Traktor Briesen immer einen Platz im sicheren Tabellenmittelfeld. Zur Saison 1954 stiegen viele neue Mannschaften in den Spielbetrieb ein, weshalb die Bezirksklassen auf vier Staffeln erweitert wurden. Die BSG Traktor Briesen spielte von nun an in der höchsten Bezirksklassen-Staffel „A‟.

In Vorbereitung auf die Saison 1956 war die neugebaute Briesener Spielstätte Schauplatz eines echten Highlights. Am 25.04.1956 trafen die Briesener vor heimischer Kulisse auf den DDR-Oberligisten vom BFC Dynamo. Im Verlauf des Freundschaftsspiels hatten die Gastgeber die erste Chance zur Führung, verpassten diese aber knapp. Anschließend wurden die Gäste ihrer Favoritenrolle aber gerecht und führten bereits zur Pause mit einem deutlichen 0:5. Zwar hoffte jeder auf eine heroische Aufholjagd, aber die Berliner Dynamos gaben sich mit einem Endresultat von 0:11 keine Blöße.

Nachdem man zwei Jahre hintereinander Platz 5 belegt hatte, spielte die BSG Traktor bis zum Ende der Saison 1958 sogar oben mit, verlor aber im Schlussspurt die entscheidenden Partien und landete erneut auf dem wohlbekannten fünften Rang. Währenddessen schwang sich aber die Reserve-Mannschaft des BSG im Verlauf der Jahre immer weiter auf. Die zweite Vertretung der Odervorländer setzte sich des Öfteren in oberen Tabellenregionen fest. 1959 gelang der beherzten Truppe mit dem Aufstieg in die Bezirksklasse B dann ein wahrer Coup. Mit einem souveränen Fünf-Punkte-Vorsprung vor der zweiten Mannschaft von Dynamo Fürstenwalde schaffte man den überraschenden Aufstieg. Doch was die zweite Mannschaft kann, das schafft die „Erste‟ doch erst recht, dachte diese sich nur wenige Jahre später wohl. Danilo Ballhorn

*Das Titelbild zeigt den früheren Briesener Paul Mebus im Dress der deutschen Nationalmannschaft. Foto: Archiv

Die Briesener beim Einlauf zum Punktspiel in ihren typischen schwarz-weißen Trikots. Foto: Archiv

Kurt Zwirner, Heinz Freudenberg, Günther Lobstein, Erwin Fröhlich, Heinz Seifert, Harry Troyke, Christel Troyke und Reinhard Ballhorn vor den neugebauten Umkleidekabinen im Fachwerkstil. Foto: Archiv (1958)

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