Einen Punkt von der Insel entführt

Grünheider SV holt zum Auftakt einen Punkt

Was für eine Aufholjagd! Nach 50 Minuten und 20 Sekunden Spielzeit lagen die Handballer des Grünheider SV mit 20:27 im ersten Punktspiel der neuen Saison in der Oberliga Ostsee-Spree beim HSV Insel Usedom noch deutlich im Rückstand. Doch was der Mannschaft vom neuen Chefcoach Axel Both und Co-Trainer Dirk Köhler dann in den letzten gut neuneinhalb Minuten in der gut gefüllten Pommernhalle im Ostseebad Ahlbeck noch geglückt ist, damit hatte wohl kaum einer aus der kleinen Gruppe der anwesenden GSV-Fans, einige davon sind gerade auf Usedom im Urlaub, noch gerechnet. Mit großem Kampfgeist und unbändigem Willen machten die GSV-Löwen um den neuen Kapitän Tom Griebsch den Rückstand noch wett und holten mit dem Tor von Marius Becker fünf Sekunden vor Schluss noch das 29:29 und damit den ersten Punkt in der neuen Viertliga-Saison.

Axel Both spricht von einem verdienten Remis
Dementsprechend groß war der Jubel bei den Männern von der Löcknitz, die auf der Platte ausgelassen im Kreis tanzten, und bei ihren Anhängern, die mit ihrem Beifall und den zwei Trommlern schon vorher das Team lautstark unterstützt hatten. „Hut ab vor der Leistung unserer Spieler, die alles gegeben haben und verdient mit einem Remis im Gepäck nach Hause gefahren sind“, sagt Axel Both. Als unerwartet wollte er den Zähler gegen die ebenfalls verjüngte Mannschaft der Usedomer allerdings nicht bezeichnen. „Wir wollten den Punkt schon holen, auch als Geburtstaggeschenk für Dirk Köhler. Das ist mit einer Energieleistung gelungen.“ Das sei ein gerechtes Ergebnis. „Wenn wir sehen, was wir noch liegengelassen haben im Verhältnis zu dem, was die Gastgeber liegen ließen, hätten es auch zwei Punkte für uns sein können. Doch das wäre etwas übers Ziel hinausgeschossen für die derzeitige Situation. Wir können gut mit dem Unentschieden leben.“

Grünheider nur beim 1:0 in Führung – In letzten fünf Minuten Punkt gerettet
Die GSV-Löwen hatten in der gesamten Partie nur einmal geführt, und das war beim 1:0 aus ihrer Sicht durch Florian Folger nach 51 Sekunden. Danach übernahmen die Usedomer das Zepter und erarbeiteten sich bereits beim 16:11 zur Pause einen vermeintlich guten Vorsprung. Den bauten die Gastgeber im zweiten Abschnitt sogar noch aus, führten mehrmals mit sechs Treffern und dann sogar wie oben beschrieben mit sieben Toren. Auch nach der GSV-Auszeit (54:05) kamen die Gäste zunächst nicht wesentlich dichter, denn der HSV Insel Usedom lag nach 55:18 Minuten weiter deutlich mit 29:24 vorn. Doch dann kam die Zeit der Grünheider: Marc Robin Hiesener, mit neun Toren erfolgreichster GSV-Werfer, sowie die Neuzugänge Matias Cabrales und Marius Becker – mit drei seiner insgesamt vier Treffer – sorgten für das kaum noch für möglich gehaltene Unentschieden.

GSV-Löwen feiern auf der Rückfahrt und singen für Dirk Köhler
„Das war eine mannschaftlich geschlossene Leistung. Zum Ende hin haben die Jungs noch mal richtig Gas gegeben, haben sich nicht hängen lassen – trotz der Fehler, die wir im Spiel gemacht haben mit fünf verworfenen Siebenmetern, ausgelassenen hundertprozentigen Chancen und zu einfach zugelassen Durchbrüchen in der Abwehr. Die Spieler haben das angenommen und als Motivation gesehen, es besser zu machen. Das war wirklich gut“, erklärt Axel Both. Und Co-Trainer Dirk Köhler freute sich natürlich auch über den Punkt als Geburtstagsgeschenk. „Der ganze Aufwand mit insgesamt mehr als sechs Stunden Hin- und Rückfahrt hat sich gelohnt. Wir haben bis zum Ende an unsere Chance geglaubt. Die Mannschaft hat das gemeinsam durchgezogen und den Kopf oben behalten. Da bekommt man das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht.“ Und der Punktgewinn wurde bei der Rückfahrt im Bus ausgiebig gefeiert. Dabei gab es um Mitternacht auch ein Ständchen für Dirk Köhler zu seinem 55. Geburtstag am Sonntag (4. September). Schade, dass nur gut eine Handvoll Fans im Bus mitgefahren ist. Da ist bei der nächsten Fahrt im Reisebus am 17. September 2022 zum Bad Doberaner SV 90 noch Luft nach oben.

Vize-Kapitän Adrian Theden zeigt sich begeistert und hofft auf volle Löcknitzhalle
„Irgendwann war die Bank nicht mehr mein Sitz-, sondern mein Stehplatz. Das Spiel war einfach zu aufregend – gerade in den letzten Minuten und Sekunden“, sagt der neue Vize-Kapitän Adrian Theden, der verletzungsbedingt nicht spielen konnte. Den Punktgewinn erklärte der 20-Jährige so: „Die Gastgeber hatten fünf Minuten vor Schluss mit einem Fünf-Tore-Vorsprung im Rücken wohl mit dem Spiel schon abgeschlossen. Unsere Mannschaft hat sich aber nicht aufgegeben. Zur Halbzeitpause in der Kabine hatten wir uns noch mal eingeschworen, wir sind eine Mannschaft und halten zusammen, egal was passiert. Alle haben prima gekämpft und an einem Strang gezogen. So hat es dann geklappt“, verrät der Rückraumspieler, der alle Fans auffordert, zahlreich zum ersten Heimspiel am Sonnabend, 10. September 2022, um 18.30 Uhr, in die Löcknitzhalle zu kommen und die Männer des Grünheider SV gegen Aufsteiger SV 63 Brandenburg-West lautstark anzufeuern.

Kohlenhydrate auf der Hinfahrt
Auf der Hinfahrt in Richtung Usedom hatten die GSV-Löwen auf der Autobahn an der Raststätte Klockow-Ost eine Pause eingelegt und sich für das erste Punktspiel gestärkt. Dort holten sie sich wohl wichtige Kohlenhydrate bei Nudeln mit Tomatensauce, von Thorsten Scheerer gekocht und mitgegeben. Der Optimismus für einen guten Auftakt in der vierten Liga war bereits im Bus des Budo Dojo Fürstenwalde, gesteuert von Abdula, mitgefahren.

Der GSV spielte in der Pommernhalle im Ostseebad Ahlbeck mit: Hendryk Büttner 1, Robin Menz, Joshua Hiller – Justin Kranzusch 1, Oliver Heine, Florian Folger 4/1, Thorge Breitzmann, Marius Becker 4, Matias Cabrales 5/1, Marc Robin Hiesener 9, Marc Schmitz, Tom Griebsch 5/1

Schiedsrichterinnen: Kerstin Pohlmann, Karolin Sense
Siebenmeter: HSV 4/4, GSV 8/3
2-min-Strafen: HSV 9 (1 Disqualifikation), GSV 3

Fotos und Videos: © Roland Hanke
Fotos: Kabine und Ostsee-Strand: © GSV-Löwen

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