Sonderumfrage der Handwerkskammern Cottbus und Dresden im Vorfeld der Sitzung der Kommission „Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“ in der Lausitz

Aktuell strahlt das regionale Handwerk eine große Zufriedenheit aus. Das jedoch könnte sich aus Sicht von Betrieben bald ändern, wie aus einer Umfrage der Handwerkskammern Cottbus und Dresden zum „Strukturwandel in der Lausitz“ hervorgeht. Demnach blicken mehr als 60 Prozent der befragten Unternehmen sorgenvoll in die Zukunft. Sie befürchten im Zuge des Braunkohleausstiegs den Verlust von Kaufkraft, die Abwanderung und Abwerbung von Fachkräften aus der Region und eine steigende Steuer- und Abgabenlast.

Erst vor wenigen Tagen ging der erste Block im Kraftwerk Jänschwalde (Spree-Neiße) in die Sicherheitsreserve. Dass es so kommt, wurde vor drei Jahren beschlossen. Dennoch haben es der Bund und auch die brandenburgische Landesregierung nicht geschafft, Ersatz für die 600 Arbeitsplätze zu schaffen, die mit der Abschaltung praktisch verloren sind. Vor diesem Hintergrund besteht im südbrandenburgischen und ostsächsischen Handwerk eine große Unsicherheit darüber, was nach einem Braunkohleausstieg kommt.

Knapp 40 Prozent der antwortenden Betriebe bezeichnen sich selbst als mäßig bis stark abhängig von der Braunkohlewirtschaft. Jedes fünfte Unternehmen bewertet seine künftige wirtschaftliche Entwicklung mit unbefriedigend (aktuell sind es nur drei Prozent). Verantwortlich dafür sind Standortfaktoren, die den Betrieben zufolge wenig zukunftsfest sind. Am schlechtesten bewertet wird die Verfügbarkeit von Fachkräften und Auszubildenden, gefolgt vom unzureichenden Angebot an betrieblicher Förderung und dem Thema Breitband und Verkehrsinfrastruktur. Auf diesen Gebieten wird neben der Ansiedlung neuer Industriebetriebe auch der größte Handlungsbedarf gesehen.

Die Erwartungen an die Kommission „Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“, die gestern in die Lausitz kam, sind dementsprechend hoch. Es geht um eine jährliche Wertschöpfung von 1,4 Milliarden Euro, die ersetzt werden muss. Neben den Standortfaktoren sind für die Unternehmen zwei Punkte besonders wichtig: eine stabile Energieversorgung und bezahlbare Strompreise. „Diese Themen kommen in den aktuellen Diskussionen leider viel zu kurz“, betont Peter Dreißig, Präsident der Handwerkskammer Cottbus. „Wir haben viele energieintensive Betriebe wie Metallbauer, Tischler, Fleischer oder Bäcker, die zum Teil Tag und Nacht produzieren und schon heute enorme Kosten schultern müssen.

Da kommen schnell sechs- bis siebenstellige Beträge zusammen. Das geht an die Grenzen der Wettbewerbsfähigkeit.“ Die Lausitz verdiene eine Chance genau wie andere Regionen. „Der Ausstieg aus der Braunkohle ist eine gesamtgesellschaftliche Entscheidung. Dann darf es nicht sein, dass nur die Lausitz die Last der Entscheidung trägt.

Insbesondere vor dem Hintergrund des jahrzehntelangen Strukturwandels ist die weitere Belastung der Region nicht beliebig steigerbar. Die Zukunft der Handwerksbetriebe ist mit dem Strukturwandel verknüpft. Die Politik muss dies bedenken und begleiten“, sagt Dr. Jörg Dittrich, Präsident der Handwerkskammer Dresden.

Die beiden Handwerkskammern haben die Erwartung, dass die Kohlekommission die Belange von Handwerk und Mittelstand in ihrem Bericht herausarbeitet und in ihren Vorschlägen bei Förderkulissen explizit berücksichtigt. Die Handwerkskammern vertreten die Interessen von insgesamt 32.000 Handwerksunternehmen, davon 9.900 im Kammerbezirk der Handwerkskammer Cottbus und 22.100 im Kammerbezirk der Handwerkskammer Dresden.

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