Trotz voller Auftragsbücher drohen Baustopps & Kurzarbeit

Die zunehmend angespannte Situation bei der Materialversorgung und Preisentwicklung in den Bau- und Ausbaugewerken waren nur zwei Themen, die beim Treffen des Handwerkskammertages des Landes Brandenburg mit Wirtschaftsminister Jörg Steinbach und Wirtschaftsstaatssekretär Hendrik Fischer mit Blick auf die konjunkturelle Erholung nach Corona in Brandenburg auf der Tagesordnung standen.

Das Handwerk erweist sich in der Pandemie als Konjunkturstütze. Die Auftragsbücher sind voll. Dennoch erreichen uns in den vergangenen Tagen große Sorgen unserer Betriebe: Lieferschwierigkeiten bei Vorprodukten und extrem dynamische Preisentwicklungen verhindern die Abarbeitung. Auch unsere Konjunkturumfrage vor wenigen Tagen zeigte bereits, dass sich die Stimmung in der Bauwirtschaft eintrübt. Die Betriebe sehen sich mit Marktverwerfungen konfrontiert, wie wir sie seit 30 Jahren nicht erlebt haben. Die explosive Preisentwicklung und die Materialknappheit könnten als echter Hemmschuh für eine konjunkturelle Erholung nach Corona auch in Brandenburg werden. Baustopps und Kurzarbeit sind bereits im Gespräch. Auch für Kunden und Auftraggeber bleibt dies nicht folgenlos. Sie müssen sich darauf einstellen, dass über alle Gewerke hinweg gehäuft Preisgleitklauseln in den Verträgen notwendig werden so Robert Wüst, Präsident des Handwerkskammertages.

Die Folgen der Coronapandemie und die konjunkturelle Erholung bestimmten das traditionelle Treffen der brandenburgischen Handwerkskammern mit den Vertretern der Landesregierung. Viele Handwerkerinnen und Handwerker mussten in den vergangenen Monaten von ihren Reserven leben. Investitionen wurden zurückgefahren. Die Eigenkapitaldecke im Handwerk schmolz. Um dieser Spirale zu entkommen, brauchen die Betriebe mit Blick auf notwendige betriebliche Investitionen Unterstützung vom Land. So unterstrich das Handwerk die Notwendigkeit eines Neustartprogramms, um aus der Krise zu kommen und auch, um der sich zuspitzenden Lage am Bau entgegentreten zu können. Die Handwerksvertreter mahnten zudem bei den weiter notwendigen Investitionen im Bildungsbereich Tempo an. Die zugesagten EU-Mittel zur Verbesserung der digitalen Ausstattung der Bildungsstätten im Handwerk müssten endlich auf den Weg gebracht werden. Die vergangenen Monate hätten gezeigt, welche Bedeutung digitale Lern- und Arbeitsmöglichkeiten in Arbeit und Beruf haben.

Das ist eine Entwicklung, die auch nach Corona das künftige Arbeits- und Bildungsleben bestimmt. Ein Zurück in alte Muster wird es nicht geben. Der Digitalisierungsschub verändert die Arbeitswelt und die Anforderungen bei der Aus- und Weiterbildung nachhaltig, auch im Handwerk. Das ist gut so. Die Bildungszentren des Handwerks haben den Ball aufgenommen und in kürzester Zeit entsprechende Schritte umgesetzt und die Basis geschaffen. Doch die digitalen Angebote müssen weiter ausgebaut und im Interesse der Fachkräftesicherung auch in Brandenburg weiterentwickelt werden.

error: Der Inhalt ist geschützt!
X