Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten kritisiert Lohngefälle

Sie stehen oft um zwei Uhr nachts auf und verdienen kaum mehr als den Mindestlohn: Im Landkreis Oder-Spree arbeiten 170 Menschen an den Verkaufstheken von Bäckereien. „Ein Knochenjob“, sagt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Jetzt sollen die Beschäftigten ein kräftiges Lohn-Plus bekommen, fordert die NGG – und genauso viel verdienen wie ihre Kollegen in der Backstube.

„Denn an Bäckereitheken geht es längst nicht mehr nur um den Verkauf von Brot und Kuchen. Die Mitarbeiterinnen backen die Teigrohlinge mittlerweile selbst auf – und zwar auch schon morgens vor der Ladenöffnung“, sagt Birgit Weiland von der NGG Berlin-Brandenburg. Zudem gehöre das Saubermachen und Aufräumen zum Job. Insgesamt sei aus dem reinen Fachverkauf inzwischen ein „Bäckerei-Allround-Beruf“ geworden. Hinzu komme in vielen Bäckereien der Imbiss-Betrieb. „Belegte Brötchen, Kaffee oder sogar Mittagstisch – immer häufiger sind die Beschäftigten auch noch als Gastronomen im Einsatz“, berichtet Weiland.

Doch von dieser Mehrbelastung kommt in den Portemonnaies kaum etwas an, kritisiert die Gewerkschaft. So verdient eine Bäckereifachverkäuferin nach fünf Jahren im Betrieb 9,30 Euro pro Stunde. Ein Bäckergeselle hingegen kommt bereits nach drei Jahren auf einen Stundenlohn von 10,31 Euro. „Und den hat er allemal verdient. Trotzdem muss mit der Ungleichbehandlung Schluss sein. Wenn die Löhne im Verkauf nicht rasch zweistellig werden, droht die Fachkräfteabwanderung in andere Branchen weiterzugehen“, sagt Birgit Weiland, die auch Verhandlungsführerin für das Brandenburger Bäckerhandwerk ist. Schon jetzt hätten Betriebe im Kreis Oder-Spree große Probleme, Mitarbeiter für den Verkauf zu finden.

Besonders prekär sehe die Lage bei ungelernten Beschäftigten aus: Mit einem Stundenlohn von derzeit 9,05 Euro im ersten Berufsjahr liegen sie nur knapp über dem gesetzlichen Mindestlohn. Dieser steigt im kommenden Jahr auf 9,19 Euro. „Die Arbeitgeber müssen die Zeichen der Zeit erkennen und beim Lohn jetzt deutlich was drauflegen, wenn sie überhaupt noch Bewerbungen bekommen wollen“, so Weiland weiter. Das betreffe auch den Nachwuchs. Azubis für das Bäckerhandwerk zu gewinnen, sei wegen der harten Arbeitsbedingungen schon heute schwer genug. Daher müsse „mindestens schon einmal“ die Bezahlung stimmen.

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