Regionale Lebensmittelwirtschaft kämpft ums Überleben

Regionale Lebensmittelwirtschaft kämpft ums Überleben in der Krise und will zur Grünen Woche 2023 noch sichtbarer werden. Unternehmer-Initiative befürchtet, dass Brandenburg Halle auf der Grünen Woche das letzte Mal zum großen Schaufenster wird. Von den gestiegenen Verbraucherpreisen im Einzelhandel kommt bei den Lebensmittelproduzenten aus Brandenburg nicht viel an. Stark gestiegene Rohstoffpreise, die Explosion der Strom- und Logistikkosten, die Auswirkungen von Mindestlohn und inflationsbedingten Lohnsteigerungen führen dazu, dass viele mittelständische Unternehmen mit dem Rücken zur Wand stehen. Auch die Unternehmen mit eigenen Filialen, Hofläden und Direktvermarkter können die Verkaufspreise nicht den Kostensteigerungen anpassen, da sonst noch mehr Absatz wegbricht. Teilweise werden bis zu 50 Prozent weniger regionale Produkte nachgefragt. Für die Anbieter in der Brandenburg-Halle ist das Wiedersehen mit den Besuchern der Messehallen in Berlin daher kein unbeschwertes Fest der Freude.

„Als Lebensmittelproduzenten sind wir in den letzten Jahren von Gesellschaft und Politik extrem getrieben. Immer neue Gesetze, bürokratische Auflagen und Anforderungen an Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Tierwohl verlangen uns viel ab. Das Dilemma: Wenn es um das Bezahlen geht, dann schauen alle Beteiligten weg und fordern weiter billige Lebensmittel. Corona und die Ukraine-Krise haben unsere Situation stark verschärft. Es wird immer von regionaler Qualität gesprochen, aber Verantwortung dafür übernehmen weder das Land Brandenburg noch Berlin. Wir wurden bisher im Regen stehen gelassen, jetzt müssen wir laut werden“, gibt sich Tobias Exner, Inhaber der Bäckerei Exner, unter dem Eindruck der existenziellen Bedrohung der Ernährungswirtschaft in Brandenburg kämpferisch.

Das Thema der Stärkung regionaler Wertschöpfungsketten steht seit 10 Jahren auf der Agenda der Länder Brandenburg und Berlin. Von der Regierung in Brandenburg wurde das als Ziel vor 3 Jahren sogar explizit im Koalitionsvertrag verankert. Was die Unternehmer-Initiative umtreibt, ist die fehlende Unterstützung des Brandenburger Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie bei der Ausrichtung einer Zukunftsstrategie Ernährungswirtschaft für die Hauptstadtregion. „Dass wir als Unternehmer unseren Job machen müssen, ist uns klar. Und das beweisen wir seit 32 Jahren trotz schwierigster Rahmenbedingungen nach der Wende. Die positiven Reaktionen der regionalen Repräsentanten von Rewe oder Edeka auf unsere Kampagne machen uns wirklich Mut. Wir müssen gemeinsam versuchen, eine Win-Win-Situation zu schaffen. Dabei hält der Verbraucher den Schlüssel in der Hand. Der Handel muss den Zugang vielleicht noch verbessern oder vergrößern. Und wir als Lebensmittelhersteller müssen exzellente, regionale Produkte in ausreichender Menge bereitstellen. Zur Internationalen Grünen Woche werden wir Warenkörbe zusammenstellen, die aufzeigen, dass regionale Markenprodukte nicht schlechter und vor allem nicht teurer als Wettbewerbsprodukte sein müssen“, unterstreicht Sebastian Kühn, Geschäftsführer bei Eberswalder Wurst und Fleisch, erneut die Ziele der Unternehmer-Initiative.

Von der Brandenburger Politik erwartet man nach der Internationalen Grünen Woche einen klaren Fahrplan für Unterstützungsmaßnahmen in der aktuellen Situation und Weichenstellungen für die Zukunftsfähigkeit der Lebensmittelwirtschaft im Land. „Das, was wir in den letzten 30 Jahren mühsam aufgebaut haben, werden wir nicht kampflos preisgeben. Aus der Politik aber immer nur zu hören, was nicht geht, hat schon etwas von Sackgasse. Von uns als Unternehmen wird kreatives Handeln in jeder Wirtschaftssituation erwartet. Dürfen wir erwarten, dass Politik mit uns gemeinsam nach kreativen Lösungen sucht? Ich denke ja“, gibt Petra Lack, Geschäftsführerin der Werder Frucht GmbH, den Kurs der Unternehmer-Initiative in den kommenden Monaten vor.

Unternehmen der Initiativgruppe sind Ucker-Ei, Bäckerei Exner, Werder Frucht, Löwendorfer Geflügelhof, Eberswalder Fleisch und Wurst, Oderland Mühle, Sandorn – Christine Berger, Ökodorf Brodowin, Agrar Frisch, Golßener Fleisch- und Wurstwaren, Hemme Milch, Landgut Pretschen, Gut Schmerwitz, der Spargelhof Klaistow, Landkost Ei, Gut Hesterberg, Hof Rabenstein, Agro Saarmund, der Vion-Schlachthof Perleberg, Fläminger Genußland und der Syringhof.

Bürgerinnen und Bürger, die sich für die Aktionskampagne interessieren, finden Hintergründe zu allen Unternehmen und deren Argumenten unter https://regional-jetzt.de . Die Koordination aller Aktivitäten übernimmt pro agro, Verband zur Förderung des ländlichen Raumes in der Region Brandenburg-Berlin e.V.

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