Agrarminister setzt auf Klimaanpassung in der Landwirtschaft

Nach ausreichenden Niederschlägen im Spätsommer letzten Jahres und gut entwickelten Beständen im Herbst hatten Landwirte in diesem Jahr deutlich höhere Erwartungen für die Getreideernte. Die Erträge erreichten aber, vor allem durch die Hitzeperiode in der Kornfüllungsphase im Juni, lediglich durchschnittliches Niveau. Spätfröste im Frühjahr prägten wiederum die Obst-, aber ebenso die Gurkenernte. Der Gemüseanbau war auch in diesem Jahr von der Corona-Pandemie beeinflusst: Es fehlten ausreichend qualifizierte Arbeitskräfte und Absatzwege. Die Landwirtschaft stehe vor großen Herausforderungen und vor einem gewaltigen Transformationsprozess, sagte Agrarminister Axel Vogel zum Jahresernteabschluss auf dem Syringhof in Zauchwitz/Beelitz. „Landwirte sind mit steigenden Risiken durch den Klimawandelkonfrontiert. Sie müssen sich mit dem zunehmend kritischen Blick der Gesellschaft auf die landwirtschaftliche Produktion auseinandersetzen, mit schwankenden Preisen für landwirtschaftliche Produkte und mit Marktstrukturen, die unter anderem durch die Marktmacht des Lebensmitteleinzelhandels geprägt sind. Dazu kommen Tierseuchen wie die Afrikanische Schweinepest und die „Vogelgrippe“ . Unverändert werden auch Höchstwerte bei Pachtentgelten und Bodenpreisen über dem landwirtschaftlichen Ertragswert eingefordert, so der Landwirtschaftsminister.

Erntebilanz Getreide und Winterraps
Nach den drei Trockenjahren 2018/19 und 20 war zwar ein großes Bodenwasserdefizit vor allem im Unterboden (bis zu ca. 200 Millimeter) zu verzeichnen, ausreichende Niederschläge im August und September 20 sorgten aber zumindest im Krumenbereich für günstige Bodenbearbeitungs- und Aussaatbedingungen und einen guten Feldaufgang des Wintergetreides. Nach einem günstigen Herbst und Winterbeginn sowie kühlen April- und Maimonaten sorgte dann ein zu trockener heißer Juni dafür, dass die prognostizierten positiven Kornerträge unter den Erwartungen blieben und mit Ausnahme der Wintergerste insgesamt nur durchschnittliches Niveau erreichten – sowohl im konventionellen als auch im ökologischen Anbau.

Obst- und Gemüseanbau
Spätfröste im Frühjahr führten zu Ertragsverlusten in fast allen Obstkulturen sowie bei Gurken. Starke Frostschäden gab es vor allem bei Süßkirschen, aber auch bei Äpfeln und Zwetschgen. Nicht nur Kirschen, sondern fast alle Weichobstkulturen hatten in diesem Jahr mit der Kirschessigfliege zu kämpfen. Der vom Klimawandel profitierende Schaderreger sorgte auch in Brandenburg dafür, dass ganze Partien nicht mehr marktfähig waren.
Die Corona-Pandemie wirkte sich durch nicht ausreichend verfügbare qualifizierte (Saison-)Arbeitskräfte, aber auch eingeschränkte Absatzwege beispielsweise wegen geschlossener Gaststätten und erhöhten Kostendruck aufgrund von Hygieneauflagen auf die Gemüseerntebilanz aus. Nachdem das Agrarministerium im letzten Jahr coronabedingt in Existenznot geratene Brandenburger Betriebe mit 6 Millionen Euro Soforthilfe unterstützte, können Betriebe in diesem Jahr Mehrkosten für Saisonarbeitskräfte beim Landwirtschaftsministerium abrechnen.

Landwirtschaft und Gartenbau im Klimawandel
Das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz fördert neben anderen Vorhaben auch Projekte zur Anpassung des Gartenbaus an den Klimawandel. Mit Mitteln aus dem Zukunftsinvestitionsfonds des Landes bauen die Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau und Arboristik und der Obstbauversuchsanstalt Müncheberg eine Infrastruktur zur Beratung von obstbaulichen Betrieben mit dem Schwerpunkt physikalischer Schutzmaßnahmen bei klimawandelbedingt erhöhter Globalstrahlung und Hitze auf.

error: Der Inhalt ist geschützt!
X